Von Wolfgang Mayr und Robert Sedlaczek
Ich bin das Kartenspiel aller Kartenspiele! Ich gebe Dir alles ganz - alle Freuden ganz, alle Leiden ganz. Wenn Du gewinnst, kannst Du Dich darüber freuen, dass Du genial gespielt hast. Wenn Du verlierst, kannst Du Dir sagen, dass Du furchtbares Pech gehabt hast. Halte mich in Ehren und verbreite mich in die Häuser Deiner Nächsten!
Du sollst keine anderen Kartenspiele haben neben mir! Pflege keine anderen Kartenspiele und diene ihnen nicht, egal ob sie einfacher sind, wie das Schnapsen, oder komplizierter, wie das Bridgespiel, das überall auf Erden nach denselben Regeln gespielt wird. Nur Tarock garantiert Dir eine optimale Entspannung.
Mache Dir die Regeln untertan! Tarock hat kein einheitliches Regelwerk und so soll es auch bleiben. Du kannst Deine Hausregeln ganz nach Deinem Gutdünken gestalten. Wenn sich Menschen treffen, um Tarock zu spielen, sollten sie eine Zeitlang darüber streiten, nach welchen Regeln überhaupt gespielt wird.
Du sollst nicht nur abends, sondern auch untertags Tarock spielen! Wer sich sein Tagwerk gut einteilt, kann auch vor Sonnenuntergang Tarock spielen. Lieber ein verlorener Valat als stundenlanger Ärger bei der Arbeit.
Sechs Tage in der Woche sollst Du tarockieren, am siebenten sollst Du ruhen! Widerstehe der Versuchung, jeden Tag Tarock zu spielen! Ein tarockfreier Tag lässt Dich Kraft schöpfen für die kommenden sechs Tage.
Du sollst die gefallenen Tarock so gewissenhaft zählen wie die Häupter Deiner Lieben! Du musst zu jedem Zeitpunkt wissen, wie viele Tarock noch ausständig sind, nur dann wirst Du Dir den Ruf erwerben, ein guter Spieler zu sein. Sollte Dir einmal ein Malheur passieren, weil Du Dich verzählt hast, so flüchte Dich in eine Ausrede.
Du sollst während des Spiels sinnloses Reden unterlassen! Dies gilt auch für die Zuschauer, die sich am Tarocktisch eingefunden haben. Für sie ist auch eine profane Version des Gebots in Gebrauch: "Kiebitz halt's Maul!" Wenn ein Spiel wider Erwarten verloren gegangen ist, sind hingegen ausschweifende Leichenreden durchaus angebracht.
Es soll Dich nicht gelüsten nach Deines Nachbarn Blatt! Es kann ja sein, dass ein verführerischer Nachbar die Karten so schlecht hält, dass Du in sein Blatt hineinschauen kannst. Widerstehe dieser Versuchung und fordere ihn auf, die Karten zurückzuhalten! Er wird es ohnedies nicht auf Dauer tun.
Mögen sie ruhig schimpfen, Hauptsache sie zahlen! Wenn Du am Kartentisch erfolgreich bist, wirst Du Dich unbeliebt machen. Trage es mit Fassung, wenn man Dich beschimpft, weil Du gewonnen hast! Der Lateiner sagt: "Schimpferint dum zahleant".
Bete niemals beim Tarockspiel! Der Herr erhört überall Deine Gebete, nur nicht beim Tarockspiel.
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